Komfort ist alles: Paradigmenwechsel in der Laufschuhindustrie

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Kürzlich bin ich über einen interessanten Artikel zum internationalen Laufschuh-Symposium gestolpert, welches im Rahmen der weltweit größten Sportmesse ISPO in München stattfand. Interessant deshalb, weil die Referenten quasi unisono die Meinung vertraten, dass sich die Laufschuhindustrie in den vergangenen Jahren auf einem Irrweg befunden hat. So müssten ihren Untersuchungen zufolge sowohl die Kategorisierung von Laufschuhen, als auch die Laufschuhberatung als solche reformiert werden.

Von Korrektur zu Komfort

Bisher wurde der Blick bei der klassischen Laufbandanalyse lediglich auf das Abrollverhalten des Fußes gerichtet. Viele Läufer dürften in diesem Zusammenhang vermutlich schon einmal von den Begriffen Überpronation und Supination gehört haben. Im Falle eines solchen, vermeintlich falschen Abrollverhaltens, sollte dieses dann durch einen entsprechenden Laufschuh korrigiert werden. Neusten Erkenntnissen zufolge kommt es jedoch gar nicht so sehr auf das Abrollverhalten des Fußes an, vielmehr müsse der gesamte Bewegungsablauf in Betracht gezogen werden.

Maßgeblich sei nämlich nicht der Grad der Pronation, sondern inwieweit es der Körper versteht, mit dieser Pronation umzugehen. Der Laufschuh sollte daher den natürlichen Bewegungsablauf des Läufers ermöglichen. Natürlich hat die Branche auch schon neue Messverfahren parat, um den jeweils individuell perfekten Laufschuh für jeden Läufer bestimmen zu können.

Ironischerweise ermittelte das erwähnte Messverfahren bei zwei Testern auch exakt den Laufschuh als besten Schuh, den die jeweilige Testperson als subjektiv besten/komfortabelsten Schuh ausgemacht hatte (Vgl. Sport aktiv: Die Laufschuhrevolution). Das Hauptkriterium bei der Laufschuhwahl ist und bleibt also der Tragekomfort. Nur wenn sich der Läufer beim Laufen in dem Schuh wohl fühlt – und dies ist nur dann der Fall, wenn er in seinem natürlichen Bewegungsablauf nicht eingeschränkt wird – kann man auch wirklich von einem idealen Laufschuh sprechen.

Das Verletzungsrisiko minimieren

Zugegeben, die Erkenntnis mit dem Tragekomfort scheint ziemlich banal zu sein, aber sie ist vor allem schlüssig. Laufen hat schlicht und ergreifend sehr viel mit Gefühl zu tun. Tatsächlich wissenschaftlich eruieren lässt sich dagegen das Verletzungsrisiko. Hier haben die Referenten des Symposiums eintönige Bewegungsmuster als Hauptgrund für Schmerzen und Verletzungen ausgemacht. Folglich heiße das Zauberwort Abwechselung. Wer z. B. in mindestens zwei verschiedenen Paar Schuhen läuft, könne sein Verletzungsrisiko um fast 40 Prozent reduzieren. Auch das Laufen auf verschiedenen Untergründen sorge für eine signifikante Verringerung des Verletzungsrisikos.

Derartige Forschungsergebnisse sind m. E. jedoch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, immerhin handelt es sich dabei um Auftragsforschung aus der Sportindustrie. Die Hersteller haben natürlich ein gesteigertes Interesse daran, Studienergebnisse zu präsentieren, aus denen sie Kapital schlagen können. So ist es auch wenig verwunderlich, dass viele Erkenntnisse den Herstellern direkt in die Karten spielen. Das fängt damit an, dass Läufern die zeitgleiche Nutzung mehrerer Paar Laufschuhe empfohlen wird und endet mit dem Ratschlag, völlig intakte Schuhe bereits nach 500 Kilometern auszusortieren.

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