Barefoot Ted: Pionier minimalistischer Fußbekleidung (Teil II)

Begeistert von seiner neuentdeckten Freude am Laufen, machte es sich Barefoot Ted zur Aufgabe, „das größte Verbrechen zu bekämpfen, das je gegen den menschlichen Fuß verübt wurde: die Erfindung des Laufschuhs“ (McDougall, Christopher: Born to Run, Pos. 2435). Aus diesem Grund nennt Christopher McDougall ihn auch den „Bruce Wayne des Barfußlaufens“ (ebd.).

Doch anders als Batman, vertraut Barefoot Ted bei seinem „Kampf gegen das Verbrechen“ nicht etwa auf modernste Technik, sondern lediglich auf seine eigenen Füße. Wobei die in ihrer mechanischen Funktionsweise nicht minder faszinierend sind. Schon Leonardo da Vinci sah im menschlichen Fuß – mit seinen zahlreichen Knochen, Muskeln, Gelenken, Bändern, Sehnen und Sinneszellen – ein „Meisterwerk der Ingenieurskunst“.

Diese hochempfindliche Sensorik der Füße in Laufschuhe zu stecken, käme dem Deaktivieren eines Rauchmelders gleich, mutmaßte Ted (ebd., Pos. 2819). Er wollte beweisen, dass sich alle gängigen Laufverletzungen vermeiden ließen, wenn wir uns nur unsere Laufschuhe entledigten. So lief er einige Marathons barfuß und blieb dabei sogar unter den Qualifikationsanforderungen für den Boston Marathon. Selbst einen Ultramarathon über 100 Meilen auf der Route 66 absolvierte Barefoot Ted mit nichts an den Füßen. Wenn ihn sein Weg über spitze Steine oder zerbrochenes Glas führte, zog er sich ein paar Vibram FiveFingers über und lief weiter (Vgl. ebd., Pos. 2824).

Barefoot Ted überzeugte sogar Vibrams CEO von den Laufschuhqualitäten der ursprünglich als Bootschuhe entwickelten FiveFingers und wurde daraufhin der erste von Vibram gesponserte Athlet (ebd., Pos. 2948). Im Vorfeld des „Copper Canyon Ultra Marathons“ in Urique (Mexiko) konnten es selbst die erfahrenen Ultrarunner nicht fassen, dass der skurrile Barfußläufer die Reise nur mit seinen FiveFingers und ein paar Flip-Flops im Gepäck angetreten hatte. Zu einigen Laufausflügen brach er sogar barfuß auf.

Bei der ersten Begegnung mit den Rarámuri war Barefoot Ted dann jedoch so begeistert von deren Huaraches (Sandalen), dass er sich kurzerhand entschloss, sich sein eigenes Paar Laufsandalen herzustellen. Er suchte sich ein passendes Stück Autoreifengummi und bat einen der Rarámuri, ihm bei der Herstellung der Sandalen behilflich zu sein. Nach einem arbeitsintensiven Nachmittag hatte Barefoot Ted nicht nur seine ersten originalen Huaraches gebastelt, er hatte in seinem Helfer Manuel Luna auch einen neuen Freund gefunden. Bis zur Abreise der amerikanischen Besucher, waren Ted und Manuel fast unzertrennlich (ebd., Pos. 4716).

Dieser ziemlich verrückte Charakter, der sein Leben gerne als eine „kontrollierte Explosion“ beschreibt (ebd., Pos 2715) und den Affen (Mono) als sein spirituelles Tier (bzw. Totem) auserkoren hat, ist nicht zuletzt dank des Bestsellers „Born to Run“ zu einer Kultfigur der Natural Running Szene avanciert. Außerdem ist Barefoot Ted auch ein Pionier auf dem Gebiet minimalistischer Fußbekleidung.

Einige Jahre nach seinem ersten Ausflug in die Copper Canyons gründete er zusammen mit den Brüdern Bookis und Scott Smuin ein Unternehmen zur Herstellung von Laufsandalen nach Art der Rarámuri. Als Homage an seinen Freund und Lehrmeister in Sachen Sandalenbau, taufte Ted das Unternehmen auf den Namen Luna Sandals. Er und seine Crew, die „Monkeys“, stellen die verschiedenen Huaraches alle in Handarbeit her. Neben unterschiedlichen Sohlentypen von Vibram, können die Kunden auch zwischen mehreren Schnürmaterialien, wie Leder-, Hanf- oder Textilband wählen. Sogar ein Lederfußbett ist optional erhältlich. Der Vertrieb der Huaraches made in Seattle findet überwiegend über das Internet statt.

Natürlich wollte ich es mir nicht nehmen lassen, die Huaraches des Más Locos (Verrückten) mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu bald mehr…

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